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Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana…

...in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. -- Johannes 2, 1-5

Ich habe so oft schon diese Stelle gelesen und Jesu forsches Anfahren seiner Mutter hat mich immer irritiert. Gestern blieb ich an Vers 5 hängen. Dachte immer wieder darüber nach und plötzlich musste ich lächeln. Denn was ich hier immer als forsch wahrnahm, wurde mit einem Mal eine Geschichte von wunderbaren Humor!

Maria hat alle Hände voll zu tun. Da geht der Wein zur Neige. Sie geht zu ihrem Sohn, zwinkert neckisch, lächelt: “Wir haben keinen Wein mehr!”
Jesus lächelt schelmisch zurück: “Und? Weiter?” Er zwinkert seiner Mutter zu und steht auf.
Zu den Dienern gewandt sagt Maria dann noch schnell: “Was er sagt, das tut.” Grinst über beide Ohren ob des Scherzes, der sich gleich ereignen wird. Und wirklich, der Speisemeister flippt völlig aus! Wo kommt dieser verdammt gute Wein her? Und warum jetzt erst!?!?

Ich sehe nicht so sehr das “Wunder”, sondern die Beziehung zwischen Mutter und Sohn als zentral hier. Wie sie beide sich zuzwinkern, schelmisch darüber grinsen, was sie sich da ausgedacht haben. Stellt man sich beide so vor, dann verliert Jesu Satz (Vers 4) vollkommen seine Schärfe. Stattdessen lächelt man selbst ein wenig. Sieht den Mensch Jesus, der sich – vielleicht etwas zu kindisch – über seinen kleinen Scherz freut – und immerhin hat am Ende jeder etwas davon.

Liest man die Geschichten der Bibel mit wechselnden Brillen, so entdeckt man jedes Mal Neues. Wird überrascht; manches haut einen schier um. Man lacht sogar hier und da laut auf oder kann gar Gottes Schreien und Weinen hören, bei schier unfassbarer Ungerechtigkeit!

Es sind die Lesarten heiliger Texte die mich bereichern in Glauben und Denken. Von uralten Texten immer noch angesprochen werden zu können ist ein großartiges Geschenk, welches mir und uns allen zuteil wird/werden kann. Oder, um es mit einem Zitat aus Thorsten Dietz letzten Blogbeitrag zu sagen (das er dort selbst zitiert): Es ist herausfordernd und schön.

https://www.reflab.ch/kirche-im-uebergang-herausfordernd-u…/

Foto: https://www.pexels.com/@pixabay